Dupuytren'sche Erkrankung

Bei der Dupuytren'schen Erkrankung handelt es sich um eine gutartige Bindegewebswucherung der Hand. Sie ist benannt nach einem namhaften französischen Chirurgen aus dem 19. Jahrhundert. Die Erkrankung führt zu eine Vermehrung von Bindegewebsfasern, die in der Hand eine Art bindegewebliches Chassis bilden. Besonders auffallend sind die Veränderungen unmittelbar unter der Haut. Hier tasten man dann feste Stränge, die häufig mit Sehnen verwechselt werden. Eine eigentliche Sehnenverkürzung liegt jedoch nicht vor.

Ursache

Die genaue Ursache der Dupuytren'schen Erkrankung ist nicht genau geklärt. Zum einen erscheint eine erbliche Komponente eine Rolle zu spielen. Andererseits scheinen Begleiterkrankungen die Entwicklung der Erkrankung zu fördern. Hierzu zählen der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Leberschädigungen.

Verlauf

Die Dupuytren`sche Erkrankung verläuft in Schüben, wobei sich Aktivitäts- und Ruhephasen abwechseln. Meist finden sich die ersten Veränderungen in der Hohlhand in Form tastbarer Knoten und Stränge. Mit der weiteren Entwicklung dehnen sich die krankhaften Veränderungen von der Handfläche auf Daumen und Finger aus. Es entwickelt sich eine zunehmende Beugestellung der Finger, die weder aktiv noch durch Massagen oder Krankengymnastik überwunden werden kann. Im Spätstadium können die Finger vollständig in die Hand eingeschlagen sein. Eine Beeinflussung oder gar wirksame Vorbeugung der Krankheitsentwicklung ist nicht möglich. Einzige bekannte Ausnahme ist die Röntgenbestrahlung, die sich jedoch wegen erheblicher Nebenwirkungen nicht durchgesetzt hat.

Therapie

Therapie der Wahl ist zur Zeit ein operatives Vorgehen, wobei das Verfahren vom Stadium der Erkrankung abhängt. Der Zeitpunkt für die Operation ist dabei wichtig. Ein zu früher Eingriff sollte vermieden werden, da damit die Veranlagung zur Erkrankung vorhanden bleibt und somit mit Rückfällen und Wiederholungseingriffen gerechnet werden muss. Wird zu spät operiert, kann die eingetretene Fehlstellung der Gelenke und Verkürzung der verschiedenen Gewebe eventuell nicht mehr vollständig ausgeglichen werden.

In einem frühen Stadium mit nur einem einzelnen Strang kann eine minimal-invasive Methode gewählt werden. Bei der sog. „perkutanen Nadelfasciotomie“ wird eine Kanüle durch die Haut eingestochen und der einzelne Strang dadurch unter der Haut mit der Kanülenspitze durchtrennt. Mit dieser Methode kann in geeigneten Fällen eine unmittelbare Besserung der Fingerstellung erzielt werden. Die Stränge selbst werden aber unter der Haut belassen. Der Vorteil liegt in der Vermeidung einer offenen Operation. Nachteilig ist jedoch, dass sich die Stränge in kürzerer Zeit wieder ausbilden. Auch besteht ein erhöhtes Risiko, insbesondere Nerven, die durch den Strang verlagert sein können, und Sehnen zu durchtrennen.

Die Behandlung der Wahl in späteren Stadien ist meist die vollständige operative Entfernung der Knoten und Stränge. Bei fortgeschrittenem Befund mit starker Verkürzung kann eine Lösung eingesteifter Fingergelenke oder sogar auch eine Hautverpflanzung zum Ausgleich von Hautverkürzungen notwendig sein. Die Operation selbst erfordert handchirurgische Erfahrung. Das erkrankte Gewebe befindet sich in unmittelbarer Nähe von Sehnen, Nerven und Blutgefäßen. Um deren Beschädigung zu vermeiden, benutzen wir eine Lupenbrille und operieren in einer Blutleere. Die hierzu verwendete Oberarmmanschette erfordert eine Betäubung des gesamten Armes oder eine Vollnarkose.

Ein neuer Ansatz in der Behandlung der Dupuytren`schen Erkrankung erschien in der Anwendung eines Medikamentes zu liegen, dass in den Strang eingespritzt werden musste und ihn auflösen sollte. Letztlich konnte diese Behandlungsform aber die Erwartugnen nicht erfüllen und somit wurde dass Medikament im Mai 2012 wieder vom Markt genommen.

Nachbehandlung

Die Behandlung der Dupuytren`schen Erkrankung beinhaltet auch eine spezielle Nachbehandlung. In den ersten Tagen wird die Hand in einer Gipsschiene ruhig gestellt. In den meisten Fällen reichen 5-7 Tage aus. Wurde Haut verpflanzt, kann sich die Dauer verlängern. Möglichst früh wird mit einer Mobilisationsbehandlung begonnen, eventuell auch begleitet von Krankengymnastik. Wichtig ist hierbei die Streckung der ehemals gebeugten Fingergelenke. Wird zu spät mit der Therapie begonnen, neigen die Gelenke in der nachoperativen Phase wieder zur Verkrümmung. Kann keine vollständige Streckung erzielt werden, so können Fingerschienen helfen, die den Finger passiv strecken. Selten neigt das Gewebe nach der Operation einer Dupuytren'schen Erkrankung zu einer meist nur vorübergehenden Verhärtung im Narbenbereich. Wichtig ist hier eine Narbenmassage mit fettender Salbe, auch warme Bäder können den Prozess der Lockerung des Bindegewebes unterstützen. Bei ausgeprägter Narbenverdickung kann ein Kompressionsstrumpf oder -Kompressionsfingerling die Lockerung des Bindegewebes fördern. Abgeschlossen ist die Nachbehandlung erst mit der vollständigen Narbenlockerung, die nach sehr unterschiedlich langer Zeit wieder eintritt.

Risiken der Operation

Die Operation einer Dupuytren'schen Erkrankung ist nicht ohne Risiken und möglicher Komplikationen. Kleinere Störungen der Wundheilung sind bei Operationen wegen Dupuytren’scher Erkrankung generell häufiger als nach anderen Operationen an der Hand. Meist bestehen diese in einer Schorfbildung im Wundbereich mit einer gewissen Verzögerung der Abheilung. Ursache ist die Krankheit selbst, da die Veränderungen bis dicht an die Haut heranreichen; bei der Operation kommt es daher zwangsläufig zu einer (vorübergehenden) Schädigung der Hautdurchblutung im Operationsbereich. Trotz aller Sorgfalt kann es bei Entfernung der Stränge zu einer Verletzung von Nervenästen im Operationsbereich kommen. Die Folge ist eine Gefühlsstörung an den Fingern, die sich je nach Art der Schädigung nicht immer vollständig zurückbildet. Das Risiko einer Nervenbeschädigung ist bei Wiederholungseingriffen deutlich erhöht. Waren einzelne Finger vor der Operation lange Zeit sehr stark verkrümmt, ist eine Verkürzung der Blutgefäße eingetreten. Durch die Aufrichtung des Fingers kann eine Durchblutungsstörung eintreten. In sehr seltenen extremen Fällen kann eine Amputation eines Fingers notwendig sein. Auch eine erfolgreiche Operation mit der Entfernung allen erkennbar veränderten Gewebes kann nicht verhindern, das sich im Laufe der Zeit erneut krankhafte Veränderungen an gleicher Stelle ("Progression") oder an anderen Fingern ("Ausbreitung") ausbilden. Komplikationen wie eine Nervenbeschädigung sind bei Wiederholungsoperationen häufiger als beim Ersteingriff.

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