Kapsel, Bänder und Gelenke

Gelenke sind die Stellen, an denen sich Knochen gegeneinander bewegen können. Um nur gewollte Bewegungen zuzulassen und eine Balance zwischen Beweglichkeit und Stabilität zu erzielen, sind Gelenke hoch komplexe Konstruktionen. Die unmittelbaren Bewegungsfläche sind mit einer Knorpelschicht überzogenen. Gelenke sind von einer Kapsel umgeben, die aus einem Gelenk einen abgeschlossenen Raum macht. Innerhalb der Kapsel reduziert ein feiner Flüssigkeitsfilm die Reibung bei der Bewegung. Der Bewegungsumfang der Gelenke wird durch Faserzüge in der Gelenkkasel begrenzt. An allen Fingergelenken bis auf das Daumensattelgelenk wird hierdurch nur eine Beugung und Streckung erlaubt, während seitliche Bewegungen durch straffe Faserzüge (die sog. Seitenbänder) begrenzt oder verhindert werden.

Als Folge einer Kapselverletzung kann sowohl eine Instabilität bei unzureichender Ausheilung als auch paradoxerweise eine verwachsungsbedingte Verkrümmung und Bewegungseinschränkung verbleiben.

Diagnostik

Bandverletzungen werden durch die körperliche Untersuchung festgestellt. Eine Röntgenuntersuchung ist immer notwendig, um knöcherne Begleitverletzungen festzustellen. Bänder und Kapselstrukturen können durch eine Kernspintomografie direkt abgebildet werden.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach dem betroffenen Gelenk. Bei einigen Gelenken ist die spontane Heilungstendenz gut; hier wird lediglich das Entstehen einer Bewegungseinschränkung durch frühzeitige Bewegungsübungen verhindert. Bei anderen Gelenken ist eine längere Ruhigstellung bis zur Wiedererlangung einer Stabilität notwendig. In bestimmten Fällen müssen die Bandstümpfe durch einen operativen Eingriff wieder fixiert werden. Die Heilungsdauer ist bei allen Band- oder Kapselverletzung lang. Bis zur vollständigen Ausheilung muss mit mehreren Wochen und mitunter gar Monaten gerechnet werden.

Hier zwei Beispiele für Verletzungen an Kapsel, Bänder und Gelenken

Skidaumen

Für die Beweglichkeit des Daumens gibt es drei Gelenke. Das handgelenksnahe Sattelgelenk ermöglicht die hervorgehobene Stellung des Daumens und ermöglicht ihm das Abspreizen und das Greifen mit den Fingern. Das Daumengrundgelenk hat nur einen geringen Bewegungsumfang und wird beim Greifen hauptsächlich zur Stabilität beansprucht. Zu dieser Stabilität tragen die kleinen Daumenmuskeln bei, außerdem die seitlich verlaufenden Bänder zwischen Mittelhandknochen und Daumengrundglied, die ein Wegkippen des Daumens bei Gegendruck verhindern. Insbesondere das innere ellenseitige ("ulnare") Seitenband ist beim festen Zugreifen wichtig. Das Endgelenk spielt eine Rolle besonders bei der Feinmotorik.

Unter einem so genannten Skidaumen versteht man den Riss des innenseitigen („ulnaren“) Seitenbands am Daumengrundgelenk.

Der Name Skidaumen entstand durch einen typischen Unfallmechanismus, bei dem der Skifahrer seine Hand in der Schlaufe des Skistocks hat und zu Fall kommt. Beim Sturz fällt er dann auf den Skistock, was zu einem gewaltsamen Wegknicken des Daumens nach außen und hinten führt. Es resultiert ein Riss des Seitenbandes mit einer seitlichen Instabilität, manchmal auch zusätzlich ein Riss der beugeseitigen Gelenkkapsel. Aufgrund der besonderen Anatomie des Daumengrundgelenks kann sich das abgerissene Seitenband bei der Verletzung so verlagern, dass die normalerweise über dem Gelenk liegenden Strecksehne zwischen die Bandenden gerät. Eine spontane Heilung ist somit in dieser Situation nicht mehr möglich.

Heilt diese Verletzung nicht aus, so verbleibt eine dauerhafte Greifstörung: Beim festen Greifen insbesondere zwischen Zeigefinger und Daumen knickt dieser nach außen weg, so das ein sicheres Zufassen nicht mehr möglich ist. Ferner führt die abnorme Beweglichkeit des Gelenks auf lange Sicht zu einer Fehlbelastung mit Knorpelschäden und damit zur Entwicklung eines Gelenkverschleisses (auch Arthrose genannt).

Die Diagnose eines so genannten Skidaumens wird durch die körperliche Untersuchung gestellt. Die Region des Gelenks ist geschwollen, oft zeigt sich ein deutlicher Bluterguss. Charakteristisch ist die so genannte Aufklappbarkeit des Gelenkspalts: Der Daumen kann über das normale Maß hinaus nach außen weggeklappt werden. Hierbei kann ein Seitenvergleich mit dem anderen gesunden Daumen zur besseren Beurteilbarkeit hilfreich sein. Hilfreich ist auch eine Kernspintomografie, bei der das Seitenband direkt abgebildet wird.

Die Behandlung richtet sich nach der Verletzungsschwere. Sind nur Anteile des Seitenbandes betroffen, kann der Daumen in einer Schiene ruhig gestellt werden und die Ausheilung kann ohne Operation erfolgen. Bei einem vollständigen Riss sämtlicher Anteile des Seitenbands mit Instabilität und Verlagerung sollte es durch einen operativen Eingriff wieder fixiert werden.

Kapselverletzung des Fingermittelgelenks

Das Mittelgelenk des Fingers kann mit einem Scharnier verglichen werden, es kann durch Beugung und Streckung nur in einer Ebene bewegt werden. Die seitliche Bewegung wird durch kräftige seitliche Bandzüge, ein Überstrecken durch eine Verstärkung der beugeseitigen Gelenkkapsel verhindert. Wird der Finger gewaltsam überstreckt (z.B. wenn der gestreckte Finger von einem Ball kräftig getroffen wird), kommt es zum Riss der beugeseitigen Gelenkkapsel. Auch eine Kombination mit Verletzungen eines Seitenbandes ist möglich. Unmittelbare Folge ist ein geschwollenes und schmerzhaftes Mittelgelenk. Mit der Zeit entwickelt sich eine Vernarbung in der Umgebung des abgerissenen Bandanteils. Diese Narben können den Finger allmählich in die Beugestellung ziehen, es kann zu einer fixierten Verkrümmung des Fingers („Beugekontraktur“) kommen.

Die Diagnose eines Kapselrisses wird durch die körperliche Untersuchung gestellt. Eine schmerzhafte Überstreckbarkeit des Fingers kann hier ebenso diagnostiziert werden wie eine seitliche Instabilität bei zusätzlicher Verletzung eines Seitenbands. Notwendig ist eine Röntgenaufnahme des Fingers, um eine eventuelle Knochenverletzung feststellen zu können. Reißt die beugeseitige Gelenkkapsel mit einem kleinen Knochenfragment an der Basis des Mittelglieds ab, kann diese auf normalen Röntgenbildern festgestellt werden. Eine Kernspintomografie (MRT) kann in unklarer Situation hilfreich sein, ist aber im Regelfall nicht erforderlich.

Die Behandlung richtet sich nach der Verletzungsschwere. Das Mittelgelenk des Fingers wird für kurze Zeit, typischerweise ca. eine Woche bis zum Rückgang der Schwellung immobilisiert. Anschließend kann eine aktive Bewegung des Gelenks zur Verhinderung einer Gelenksteife aus der Schiene heraus erfolgen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die vollständige Streckfähigkeit des Fingers gelegt. Kommt es zu einer merklichen Bewegungseinschränkung, ist eine entsprechende Physiotherapie notwendig, gelegentlich auch einmal eine Schiene zur Dehnung der vernarbten Gelenkkapsel („Finger-Streckschiene“). Ist eine Beugefehlstellung fixiert, kann nur noch eine operative Lösung der Verwachsungen helfen. Hierbei sind die Erfolge jedoch nicht garantiert. Dies ist aber nur sehr selten der Fall. Nicht selten jedoch führen Kapselverletzungen zu länger anhaltenden Schwellungszuständen. Hier ist eine Kompressionsbehandlung zusätzlich hilfreich.

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